Beatrix
Jacobsen / Sabine Schöppe
Qualitätsmanagement
in der Schule online (Quids)
Erfahrungsbericht
von Schuleltern bezüglich des Qualitätsmanagements von Schulen im Süden von
Schleswig-Holstein und in Hamburg.
In
den letzten Jahren entstanden an den meisten Schulen des Landes
Schleswig-Holstein und ebenso in anderen Bundesländern sogenannte
“Schulprogramme”. Ein Schulprogramm hat den Sinn, das individuelle Profil
der Schule nicht nur nach außen zu präsentieren, sondern aktiv im Inneren
weiterzuentwickeln. Hierbei dient das schriftliche Dokument des Schulprogramms
als Selbstverpflichtung für das bereits Erreichte und als Plattform für zukünftige
Zielvorstellungen. Das sagt sich leichter, als es in die Praxis umsetzbar ist.
Denn hier beginnen die Probleme. Die meisten Schulen begnügen sich mit der an
sich schon mühevollen Erstellung ihres Schulprogramms. Die Kräfte scheinen
bereits verschlissen, wenn die eigentliche Arbeit erst beginnen soll, das ist
die Verbesserung der eigenen Leistungen im Sinne eines Qualitätsmanagements.
1.
Analyse der eigenen Ressourcen sowie der eigenen Stärken und Schwächen,
2.
Vereinbarung der individuellen Schulvision und ihrer abgeleiteten Teilziele,
3.
termin- und sachgerechte Umsetzung der aus den Zielen abgeleiteten Aufgaben
Schon
bei der Analyse der eigenen Stärken und Schwächen beginnt unserer Erfahrung
nach der Verdruss. Es besteht die Neigung, die eigenen Stärken zu überschätzen,
während die Schwächen entweder verschwiegen oder polemisch ausgeschlachtet
werden. Da sich niemand gerne die eigenen Schwächen von Kollegen vorhalten lässt,
ist der Weg für eine Weiterentwicklung der Schule nicht selten schon zu diesem
frühen Zeitpunkt erschwert, wenn nicht sogar verbaut. Abhilfe können dann
vielfältige Beratungsangebote schaffen, angefangen von der
institutionalisierten Schulberatung über professionelle
Organisationsentwicklung bis hin zur psychotherapeutischen Gruppen- oder
Einzelberatung. Leicht verständlich, dass unter solchen Umständen der Zeit-
und Kostenaufwand beliebig ansteigen kann und selbst das gutwilligste System zum
Stillstand zwingen kann.
Eine
Alternative für diesen gruppendynamisch wie finanziell aufwendigen Weg bietet
ein Qualitätsanalyseprogramm, das Online abgewickelt wird: QuIDS. Das Kürzel
steht für “Qualität in der Schule”. Dieser Dienst wird derzeit für eine
Übergangszeit von einem Jahr für Schulen kostenlos angeboten (Später soll pro
ausgewertetem Fragebogen ein eher symbolischer Preis von einigen Cent erhoben
werden).
Die
Offerte vereinigt einige beachtliche Vorteile in sich. Neben die Kostenersparnis
tritt eine nicht unbeachtliche Zeitersparnis. Da es sich um einen Online-Dienst
handelt, der im weiteren noch genau beschrieben wird, versteht es sich von
selbst, dass alle Aktivitäten “just in time” abgewickelt werden.
Beispielsweise wird ein Fragebogen, der eben ausgefüllt wurde, ohne Zeitverzug
im nächsten Augenblick ausgewertet. Ergebnisse werden also immer sofort auf dem
Bildschirm präsentiert und bei Bedarf an einen Drucker oder einen Ablageordner
weitergeleitet. Weiterhin sind die bereitgehaltenen Materialien immer auf einem
aktuellen Stand. Niemand braucht sich zum EFQM- oder ISO-Spezialisten – also
zu Fachleuten für Qualitätsmanagement - ausbilden lassen. Die
Analyseinstrumente sind bereits auf Schulen angepasst und entsprechen der
neuesten Norm. Hierdurch ist es möglich, sich an früheren Ergebnissen selbst
zu messen und den Fortschritt der Bemühungen zu dokumentieren. Falls es gewünscht
wird, ist ohne zusätzlichen Aufwand auch ein Seitenblick auf vergleichbare
Partnerschulen gestattet. Der entscheidende Vorteil dieses Systems liegt aber
darin, dass eine einigermaßen objektive Darstellung vom Erscheinungsbild der
Schule gezeichnet wird. In dieses Bild fließen nämlich die Sichtweisen nahezu
aller Beteiligter ein. Nicht nur die Schulleitung, das Lehrerkollegium und die
Schüler werden um ihre Mitwirkung gebeten, sondern darüber hinaus kommen auch
die Beiträge von Eltern, Schulpartnern, Betrieben und dem kulturellen Umfeld zu
Geltung; und dies, versteht sich, anonym.
Wie
wird Qualität gemessen?
Qualität
bezieht sich auf die Dienstleistung der Schule. Sie nimmt die Erreichung der in
der Schule selbst definierten Qualitätskriterien beim Wort. Solche Kriterien
erwachsen aus einem vorsichtigen Blick über den Zaun. Sie erwachsen aus eigenen
Visionen und aus den örtlichen und personellen Gegebenheiten.
Umgangssprachlich: Qualität ist, wenn Lehrer, Schüler, Eltern, betriebliche
Partner und die Heimatgemeinde diese ihre Schule nicht missen wollen.
Ein
solcher Qualitätsvergleich - neudeutsch: Benchmark - ist eine hoch
voraussetzungsreiche Unternehmung:
Woher
kommt das Fachwissen bei der Erstellung aussagekräftiger Fragebögen?
Wie
bewerkstellige ich die notwendige Zustimmung zu einer Umfrageaktion?
Wer
führt die Umfrageaktion technisch durch?
Wie
steht es um die Sicherheit der erhobenen Daten?
Wer
bringt die nötige Kenntnis zur effektiven Auswertung mit?
Wer
interpretiert die Ergebnisse und leitet Veränderungsmaßnahmen ein?
Wer
sorgt für die permanente Umsetzung der Veränderungskriterien? und schließlich:
Wer
sorgt für eine oder mehrere begleitende Nachfolgeuntersuchungen?
Wer
in sich die Lust verspürt, “das Rad neu zu erfinden”, entdeckt hier vor
sich ein reiches Betätigungsfeld. Wer besseres zu tun hat, kann die meisten
Verfahrens-Fragen durch “Quids” beantwortet finden. Es sei versichert, dass
das Thema “Verbesserung der Qualität” darüber hinaus noch vielfältige
Herausforderungen bietet.
Was
verbirgt sich hinter Quids?
Quids
ist zunächst eine Adresse im Internet: www.quids.de (Abb.
0).
Diese Adresse bietet ein Angebot, das Informationen zur Qualitätsentwicklung in
der Schule bereithält. Daneben stehen die neuesten Qualitätsfragebogen zur
Verfügung, die auf Wunsch auf den
besonderen Typ der Schule zugeschnitten werden. Verständlich, dass ein solches
Angebot von zeitraubenden Vorbereitungen und Routinearbeiten entlastet.
Insbesondere regelmäßige Überprüfungen, Umfragen und Statusabfragen, die
bisher stets auf Papierfragebögen ausgeführt werden mussten, lassen sich jetzt
sehr effizient online über das Internet durchführen. Im Fachjargon heißt dies
“ASP”, Application Service Providing, man nutzt Programme, die auf einem
anderen Rechner ablaufen.
[Bild
der Website]
Selbstverständlich
geht das genauso schnell wie auf dem eigenen PC. Die erhobenen Daten werden
schnellstmöglich automatisch ausgewertet, damit die Schule die Ergebnisse
gleich nach Abschluss einer Umfrage in die Hände bekommt und damit arbeiten
kann!
Dies
passiert über das Internet. Alle Daten werden über einen Webbrowser am PC oder
über ein WAP-Handy eingegeben. Die Daten werden gesichert übertragen und sie
werden verschlüsselt - unzugänglich für Dritte - gespeichert, bis sie benötigt
werden. Vor jeder Auswertung werden alle eingegebenen Daten anonymisiert.
[Bilder
Schema des Zuganges]
Wie
wird das Verfahren gesteuert?
Im
Internet wird die Einstiegsseite www.QuIDS.de
angewählt. Dort erfolgt die Anmeldung mit der Eingabe von “Username “(Name
der Befragung) und Passwort (persönliche Kennung für den Zugang). Der Zugang
kann auch von der eigenen Schulwebsite erreicht werden.
Die Zugangsdaten werden vom QuIDS-System automatisch erstellt und man erhält
sie in einem verschlossenen Umschlag oder per eMail. Die eMail-Übertragung kann
auf Wunsch verschlüsselt erfolgen. Mit Eingabe dieses Zugangsinformation wird
die individuelle Quids-Sitzung gestartet.
Nach
dieser Eingabe erscheint automatisch eine Übersichtsseite, die sowohl Erklärungen
zur aktuellen Umfrage wie auch die Inhaltsübersicht zum elektronischen
Fragebogens anbietet (Abb. 3). Hier erkennt man
auch den Status der Beantwortung: rot = unbearbeitet, grün = fertig. Diese
Struktur wurde gewählt, damit alles übersichtlich bleibt. In der Abbildung
sind 3 Zeilen zu sehen, jede Zeile steht für ein Fragebogenkapitel, von denen
jedes eine kleine Fragensammlung enthält.
[Abbildung
3]
Jetzt
wird durch Anklicken mit der Maus ein noch nicht bearbeitetes Fragenkapitel
ausgewählt und angezeigt. Das Beispiel (Abb. 4)
zeigt einen Fragebogen mit Erläuterungen und 4 „Fragen“ oder besser 4
Aussagen, die bewertet werden sollen. Als Maßzahl für die Zustimmung sind hier
Schulnoten von 1 - „ich stimme voll und ganz zu“ – bis 5 - „ich stimme
gar nicht zu“ - gewählt worden. Bewertet wird durch Anklicken der Felder auf
der rechten Seite der Abbildung. Wenn die Bearbeitung unterbrochen werden muss:
mit „Logout“ wird die Verbindung getrennt. Wenn der Fragebogen komplett
beantwortet ist, wird der Befehl „endgültig abspeichern“ angeklickt, alles
ist erledigt und die persönlichen Antworten werden zur anonymen Auswertung
freigegeben.
[Abbildung
4]
Wie
gelangt ein individuell auf die Schule zugeschnittener Fragebogen ins Internet?
Alle
Fragebögen basieren auf Vereinbarungen, die von den am Qualitätsmanagement
Beteiligten getroffen wurden. Qualität ist eine relative Größe. Im allgemein
anerkannten Verständnis des Qualitätsmanagements ist Qualität das, was als
Qualität definiert, also vorher festgelegt wurde. Daher können auch die Fragebögen
an den verschiedenen Schulen unterschiedlich sein.
Die
Fragen und Aussagen sowie – und das ist besonders wichtig – die Vorgaben für
die Auswertung werden daher von einem von der Schule erwählten „Verwalter“
in eine Tabelle eingegeben. Die QuIDS-Software macht daraus Fragebögen, regelt
die Zugänge und führt die statistische Auswertung durch. Der Verwalter benötigt
keinerlei Vorkenntnisse, die über die herkömmliche Benutzung eines PC
hinausgehen.
Wie
wird ausgewertet?
Unsere
Erfahrung hat gezeigt, dass der Prozess der Auswertung die leidigste Aufgabe der
Qualitätsentwicklung darstellt. Wenn nicht gerade ein Mathematiklehrer mit
Statistikvorlieben sich freiwillig zur Verfügung stellte, blieb die Auswertung
der Papierfragebögen an den Eltern hängen. Die nervenstrapazierende Beschäftigung
mehrerer Nachmittage bestand dann in: “Erbsen zählen und sortieren”! Ganz
zu schweigen von der Aufbereitung der Zahlen in Tabellen und Grafiken.
[Abbildung 5]
Die
Abbildung (Abb. 5) zeigt zwei typische
Darstellungen für die Ausgabe der Ergebnisse in Quids: ein
„Spinnendiagramm“ und das wohlbekannte Balkendiagramm. Spinnennetze erlauben
sehr gut und übersichtlich Vergleiche. Mit Balken lassen sich prozentuale
Angaben sehr übersichtlich darstellen. Zur Weiterverwendung stehen auch die
errechneten Zahlenwerte selbst zur Verfügung, sie sind in jedem beliebigen
Datenformat abspeicherbar. Anschließend können sie je nach individuellem
Bedarf für die “Feinst”-Analyse weiterverwendet werden.
Die
Internet-Seiten bei www.QuIDS.de
zeigen mehr zum Thema, insbesondere zur sogenannten Administration (Verwaltung).
Die Seiten leiten auch zu anderen Online-Umfragen, die frei getestet werden können.
Die Abbildungen in diesem Artikel sind z. B. der Internetseite
„teamcheck24.de“ entnommen (www.teamcheck24.de),
auf der sich Teams von Lehrern oder Schülern selbst testen können. Dies zeigt,
dass die hier beschriebene Technik flexibel für alle Fragebögen genutzt werden
kann, selbstverständlich auch für Fragebögen der eigenen Schule,
gegebenenfalls auch für den Fragebogen des aktuellen Schulberaters.
Das
Angebot des Qualitätsmanagement online in der Schule verfügt auch über ein
Qualitätsforum mit einer täglich wachsenden Materialsammlung. Dieses Forum
soll den Informationsaustausch von Schulen untereinander und auch zwischen den
Beratern der Schulen verbessern. So können sich beispielsweise Schüler,
Lehrer, Eltern, Schulpartner und potentielle Sponsoren schnell und effizient
informieren. Und schließlich, wenn doch mal etwas unklar sein sollte, können
hier die eigenen Fragebögen mit denen anderer Schulen abgestimmt und nützliche
Tipps ausgetauscht werden.
Als
Resümee lässt sich festhalten: Das beschriebene Online-Verfahren “Quids”
ist für Leute, die über Grundkenntnisse des Zugangs zum Internet verfügen,
ein Leichtes. Es sind keinerlei Vorkenntnisse in Programmierung oder Statistik
erforderlich. Alle notwendigen Aktionen sind menügeführt und durch Mausklick
zu erledigen. Die wichtigen Funktionen sind darüber hinaus mit Hilfetexten
versehen. An einigen wenigen Stellen ist den Verfassern des Programms
anzumerken, dass sie sich in der EDV-Welt all zu heimisch fühlen. Ein
“Logout” zum Beispiel könnte auch mit “Verbindung trennen” übersetzt
werden. Bestechend ist die schnelle und elegante Darstellung der
Auswertungsergebnisse. Überraschend die unbürokratische und kenntnisreiche
Unterstützung der Herstellerfirma “JSmoin Softnet AG” in Hamburg. Auf
telefonische Anfrage wurde offenbar, dass wir uns in bester Gesellschaft mit
ebenfalls leidgeprüften Schüler-Eltern befanden, die ihre Software-Entwicklung
auch aus einem gewissen Idealismus heraus betreiben und denen man einen Spaß an
praktischen Lösungen anmerkte. Ein von uns ausgearbeiteter individuell
gestalteter Fragebogen war innerhalb von zwei Stunden online verfügbar und von
jedem Haushalt unserer Schulgemeinde aus bedienbar.
Leichter geht es wohl kaum mehr, nur die Umsetzung der Ergebnisse im
kontinuierlichen Qualitätsentwicklungsprozess in der Schule kann uns wohl
leider kein EDV-Programm der Erde abnehmen. Dies bleibt - zum Glück -
sozialgestaltende menschliche Arbeit im besten Sinne.
Weitere
Informationen insbesondere zu Zugang und technischen Detailfragen:
JSmoin
Softnet AG
Autorinnen
(hier liegen alle Rechte der Veröffentlichung)
Sabine
Schöppe
Beatrix
Jacobsen
Artikel veröffentlicht in "schul-management" im Dezember 2002.
Die JSmoin Softnet AG ist verantwortlich, siehe www.jsmoin.de/impressum.html