Zusammenfassung
Ein nach modernen Gesichtspunkten
eingeführtes Wissensmanagement wird die Einarbeitung neuer Mitarbeiter
erheblich verbilligen, die Einarbeitungszeit verkürzen und gleichzeitig
die Belastung der Kollegen verringern. Um bezüglich der Kosten hierfür
auf der sicheren Seite zu sein, sollten sich die Aufwendungen zumindest an der
individuellen Fluktuation und der zu erhebenden "gefühlten" Einarbeitungszeit
im Betrieb orientieren. Dieser Beitrag zeigt von Mitarbeitern empfundene Defizite
auf, belegt den Nutzen von unternehmensinternem Wissensmanagement und gibt eine
Kalkulationsgrundlage für ein Wissensmanagement-Budget.
Betrachtungen zu Dauer und Kosten
der Einarbeitungszeit
Im Jahre 1997 entstanden allein
für Auszubildende in Deutschland in den Betrieben Bruttokosten in Höhe
von ca. 29,6 Mrd. DM - das ist annähernd das Doppelte des Haushalts des
Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (14,9 Mrd.) im Jahre
2001.
Darin sind noch nicht die Kosten
für die Einarbeitung berufserfahrener neuer Mitarbeiter durch Fluktuation
enthalten: Bereits bei Zugrundelegen einer nur dreiprozentigen jährlichen
Fluktuation kommt noch mal ein Betrag in fast dergleichen Größenordnung
hinzu: realistisch sind ca. 12 Mrd. DM bei einer "Lernzeit" von 6 Personenwochen,
also der Zeit, die vom Arbeitgeber für nichtproduktive Arbeitszeit kalkuliert
werden muß - und zusätzlich ist die Belastung der Kollegen einzukalkulieren.
Die empfundene Länge der Einarbeitungszeit neuer Kollegen (siehe Grafik)
beträgt durchschnittlich 10 Wochen, in der Grafik gekennzeichnet mit "heute".
Eine Kontrolle erfolgte durch Selbsteinschätzung zur Dauer der eigenen
Einarbeitungszeit, hier ergaben sich immer noch über 9 Wochen.
Die statistischen Daten, die in
diesem Beitrag angegeben werden, basieren auf einer Ende des Jahres 2000 durchgeführten
Umfrage bei 23 kleinen und mittelständischen Unternehmen KMU und sind damit
hochaktuell.
Diesen erheblichen Kosten stehen
in der Regel keine Gewinne gegenüber. Einsparungen auf diesem Sektor wirken
sich wie bares Geld im Investitionsvolumen jedes Betriebes aus.
Die Einarbeitung neuer Mitarbeiter
bedeutet für die einzelnen Betriebe, dass sie insbesondere ihr unternehmensspezifisches
Wissen präsent halten und weitergeben müssen. Während der Einarbeitungszeit
erfolgt der Bezug der Informationen (siehe Grafik) überwiegend über
Vorgesetzte, Arbeitskollegen und interne Besprechungen. Selbst das altbekannte
Schwarze Brett spielt noch eine wichtige Rolle. Eine viel geringere Bedeutung
hat für die neuen Mitarbeiter der Informationsbezug aus anderen Quellen
wie dem Intranet - bei den befragten Betrieben offensichtlich viel zu gering
vertreten oder zuwenig genutzt - und dem Internet.
Kollegen unterweisen also die Neulinge
in den "Regeln der Kunst" ganz wesentlich direkt oder während der Abteilungs-
und Teambesprechungen. Diese Aufgabe kann zunehmend durch gut eingeführtes
Wissensmanagementsystem unterstützt werden. Es leuchtet ein, dass gut verwaltetes
und auf Abruf verfügbares Wissen nicht nur ein fast unermeßliches
Kapital darstellt, sondern auch die Einarbeitungszeit neuer Mitarbeiter verkürzt.
Mögliche Maßnahmen zur Verkürzung der Einarbeitungszeit (siehe
Grafik) werden ganz überwiegend unternehmensintern erwartet, die Hilfe
durch externe Schulungen wird vergleichsweise gering bewertet.
Der Vorteil der Zusammenfassung
aller erforderlichen Maßnahmen innerhalb eines Wissensmanagementkonzepts
ist demnach: Unternehmensinternes und fachliches Wissen wäre detailgenau
und bei Bedarf ohne nennenswerte Suchzeiten verfügbar. Die Fehleranfälligkeit,
verursacht durch unzureichende Informationen, sinkt drastisch, Nachfragen bei
Kollegen bzw. Vorgesetzten, Nacharbeiten und Redundanzen werden vermieden, letztlich
kann sogar Innovation angeregt werden.
Die Firma Siemens beispielsweise
erwirtschaftete im Jahre 2000 mittels ihres Wissensmanagementsystems ShareNet
250 Millionen DM zusätzliche Umsätze. Das sind zwar derzeit nur 0,3%
ihres Gesamtumsatzes, aber grob geschätzt die dreifache Summe der Aufwendungen
im Bereich "Auszubildende".
Dieses Beispiel aus dem Bereich
der Industrie zeigt, dass es lohnt, die Auswirkungen von Wissensmanagement auf
die ungleich höher zu Buche schlagenden Einarbeitungszeiten neuer Mitarbeiter
auch für kleinere Betriebe unter die Lupe zu nehmen. In einer wissenschaftlichen
Arbeit zum "Stand des Wissensmanagements bei KMU" widmete sich Frau Yvonne Fresemann
dieser Aufgabe im Auftrag der Firma JSmoin Softnet AG in Hamburg. Die Analyse
bestand aus zwei Teilen:
1. Benutzung des IT-Tools MFE zur
Erstellung und Auswertung von Umfragen
2. Durchführung einer Umfrage
zum Thema "Stand des Wissensmanagements in KMU"
Zum ersten Teil: Der methodisch-technische
Zugang zur Durchführung einer Umfrage und Auswertung der Fragebögen
wurde unter Zuhilfenahme des Multifunktionellen Evaluationstool MFE der JSmoin
Softnet AG absolviert. Dieses Instrument ermöglichte einen großangelegten
Feldversuch. Die empirische Untersuchung bezieht sich auf einen repräsentativen
Ausschnitt von 23 kleinen und mittelständischen Unternehmen in Norddeutschland.
Die Software, die im Internet implementiert ist, hat sich mittlerweile selbst
zu einem Wissensmanagement-Tool entwickelt. Sie ermöglicht es, bewährte
Standardumfragen auszuwählen, aber auch beliebige eigene Fragebögen
zu erstellen, Mitarbeiterumfragen durchzuführen und zeitnah automatisch
auszuwerten. Darüber hinaus können Zeitreihen von Entwicklungsverläufen
innerhalb von Firmenprozessen abgebildet und Abteilungsdaten beliebig genau
in einem Benchmarking verglichen werden.
Zum zweiten Teil: Im Zentrum der
empirischen Untersuchung steht die Frage nach einer möglichen praktischen
Verkürzung betrieblicher Einarbeitungszeiten für neue Mitarbeiter.
Ein eigens hierfür entwickelter Fragebogen erhebt subjektive Meinungsdaten
zur Einschätzung des Zusammenhangs von Wissensmanagement und Einarbeitungszeit
mit folgenden wesentlichen Ergebnissen:
...
Die konkreteren Fragen nach Einsparungspotential
bei der Einarbeitungszeit durch Wissensmanagement (siehe Grafik) ergibt deutliche
Zahlenwerte: mehr als 60% der Befragten sehen ein Einsparungspotential zwischen
21% und 60% für neue Mitarbeiter. Die große Streubreite der Antworten
ist abhängig vom Stellenprofil - die Einarbeitung in einfache Tätigkeiten
wird vermutlich sehr schnelle Erfolge zeigen, demgegenüber ist bei Spezialisten
mit Einarbeitungszeiten von 3 Monaten und mehr zu rechnen und die prozentuale
Verkürzung fällt dementsprechend gering aus.
Bezieht man diese Werte wie eingangs
dargestellt auf die empfundenen Einarbeitungszeiten von 9-10 Wochen, dann werden
auch bei vorsichtiger Schätzung über 3 Personenwochen einzusparen
sein.
Ein brauchbarer Ansatz für
eine quantitative Bestimmung und damit für die Ermittlung der Untergrenze
eines Budgets für innerbetriebliches Wissensmanagement wäre demnach
die folgende Kostenschätzung:
Bereits bei einer bewußt pessimistisch
gerechneten Einsparung von 3 Personenwochen während der Einarbeitungszeit
ließen sich unter den eingangs angegebenen Randbedingungen in Deutschland
ca. 6 Mrd. DM einsparen. Über alle Beschäftigten eines Unternehmens
wäre demnach ein Budgetansatz von jährlich ca. 60.000 DM je 100 Mitarbeiter
nur für das Wissensmanagement aufwandsneutral - und das bei schnellerer
Einsatzfähigkeit des neuen Mitarbeiters und sicher bei deutlich geringerer
Belastung der Kollegen, deren Arbeitsleistung hier bewußt noch nicht in
die Einarbeitungskosten eingerechnet wurde. Schon aus der empfundenen Fehlerhäufigkeit
bei einzuarbeitenden Mitarbeitern könnte dieser Aufwand ohne weiteres mit
mindestens einer weiteren Personenwoche der Kollegen angesetzt werden.
Fazit der Untersuchung und der Kostenabschätzung:
Diese Untersuchung belegt, daß
neue Mitarbeiter nicht ausreichend mit unternehmensinternen Informationen versorgt
werden, um von Beginn an effizient und fehlerfrei am neuen Arbeitsplatz operieren
zu können. Dies ist ganz natürlich, jedoch die Dauer dieses Zustandes
ist mit 9-10 Wochen sehr lang. Ein effizientes Wissensmanagement des Betriebes
kann die Einarbeitungszeit um mindestens 30% verkürzen.
...
Mehr: Den ausführlichen Artikel
mit Abbildungen und Statistiken erhalten Sie gern auf Anfrage.
Dr. A. Schoeppe / www.jsmoin.com Die Untersuchung wurde dankenswerterweise von Frau Yvonne Fresemann
im Rahmen ihrer Diplomarbeit an der Nordakademie gAG Elmshorn
für JSmoin durchgeführt.
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